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Sozialpsychologie

Sozialpsychologie

Sozialpsychologie als Wahlpflichtfach stellt eine Vertiefungsmöglichkeit des Zweigs für Sozialwesen und Gesundheitswesen an der FOS Haar dar. Hierbei werden Themen rund um die Psychologie des Miteinanders näher betrachtet, z.B. Gruppenkonformität und -druck, Personenwahrnehmungen, Vorurteile, Beziehungsaspekte uvm.

Exemplarische Projektarbeit zur Darstellung psychologischer Erkrankungen in Kinderbüchern (2022/2023)

Nachdem das Ansehen psychologischer Thematiken und Erkrankungen in unserer Gesellschaft noch nicht so hoch ist, wie sich Fachkräfte dies wünschen würden, haben wir in einem mehrwöchigen Projekt Kinderbücher unter die Lupe genommen. Wir wollten dabei herausfinden, inwieweit denn unsere kleinen Geschöpfe mittels Illustrationen und Erklärungen an die „wahren“ Diagnosekriterien der seelischen Erkrankungen herangeführt werden. Vielleicht könnte dies die Akzeptanz in der Gesellschaft wandeln?

Hier unsere Rezensionen. Viel Spaß damit!

(aus dem Kurs Sozialpsychologie mit Fr. Benkowitsch)

Mamas Püschose - Ein Kinderbuch von Karen-Susan Fessel und Heribert Schulmeyer, das Psychosen erklärt

Beschreibung:

Eine Mutter lebt mit ihrer Tochter zusammen. Sie haben ein gutes Verhältnis und haben viel Spaß miteinander. Manchmal fängt die Mutter an, komisch zu werden und sagt, sie würde Stimmen in der Wand hören, fühlt sich verfolgt und entspannt sich erst, wenn die fremden Menschen um sie herum weg sind. Ihre Tochter fängt an, es zu merken und lauscht auch, doch sie hört nichts. Außerdem hört sie ihre Mama jetzt öfters am Telefon streiten und schreien und bekommt dann auch Angst. Eines Tages zerstört die Mutter ihre Jackenknöpfe, da sie denkt, jemand habe etwas eingebaut, um sie zu belauschen. Nach ein paar Tagen hört Kim ihre Mama wieder mit ihrer Tante streiten, doch diesmal ist sie sogar zu ihnen gekommen. Es geht eine Zeit so weiter bis auch der Vater bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Kims Mutter muss ins Krankenhaus. Kims Papa kümmert sich derweil um Kim und erklärt ihr, was eine Psychose ist. Kim fängt an zu verstehen und freut sich, dass man sich um ihre Mutter kümmert. Als sie wieder nach Hause kommt, ist sie zwar noch immer nicht dieselbe, doch es geht ihr viel besser. Kim und ihre Mama machen wieder Dinge gemeinsam und können auch über die Situationen mit der Psychose lachen.

Diagnose: Wahnhafte Störung - Psychose

  • Wahn
  • Halluzination
  • desorganisierte Sprechweise, z. B. häufiges Entgleisen oder Zerfahrenheit
  • grob desorganisiertes oder katalones Verhalten
  • Negativsymptome, z.B. verminderter emotionaler Ausdruck oder reduzierte Willenskraft

Bewertung:

Das Buch beschreibt die Krankheit kindgerecht, genau, treffend und für Kinder gut verständlich.

4,5 von 5 Sternen

Zita zähmt das Zwangsmonster - Ein Kinderbuch von Katharina Armour und Rosa Linke, das Zwangsstörungen erklärt

Beschreibung:

Zita ist ein normales und spielfreudiges Mädchen. Als sie aber bei dem Besuch eines Bauernhofs in den Dreck fällt, wird sie von allen ausgelacht. Als Folge verbringt sie Stunden in der Badewanne, um sauber zu werden. In ihren Gedanken ist alles an ihr schmutzig.

Dies verschlimmert sich so weit, dass sie komplett demotiviert für die Schule ist – dort ist ja schließlich alles schmutzig. Ihre Eltern sind lange ahnungslos. An Zitas Höhepunkt, zu dem sie ihre Kleidung am liebsten zweimal pro Tag waschen möchte, verlieren die Eltern die Geduld. Mithilfe einer Psychologin bekommt Zita eine nähere Einsicht in die Zwangsstörung (Schmutzmonster) und lernt, mit dieser umzugehen.

Diagnose: Zwangsstörung

Wiederkehrende Zwangsgedanken:

  • Vorstellungen, Ideen oder Impulse kehren stereotypisch und quälend wieder
  • werden als zugehörig empfunden
  • sind unwillkürlich und abstoßend

Wiederkehrende Zwangshandlungen:

  • können Rituale sein
  • dienen zur Vorbeugung von objektiv unwahrscheinlichen Ereignissen
  • Verhalten der Zwangshandlungen scheint sinnlos und ineffektiv
  • dienen als Ventil der ständigen Angst
  • sind meist auf Reinlichkeit und Kontrolle bezogen

Bewertung:

Das Buch ist ansprechend gestaltet, jedoch wird nicht in letzter Konsequenz die Komplexität der Erkrankung sowie ein mögliches negatives Ende dargestellt.  Der Bedarf von Therapeuten und der Unterstützung der Familie wird gut dargestellt. Auch die Reaktionen von Außenstehenden werden mit einbezogen.

4,5 von 5 Sternen

Als Mama nur noch traurig war - Ein Kinderbuch von Anja Möbest und Barbara Korthues, das Depressionen erklärt

Beschreibung:

Jan ist fünf Jahre alt, als sich seine Mutter auf einmal anders verhält. Sie hat Depressionen. Sie liest ihm nichts mehr vor, hat auf nichts mehr wirklich Lust und wirkt traurig. Jan denkt, sie habe ihn nicht mehr lieb und er sei schuld an ihrem Zustand. Jan und sein Vater machen sich große Sorgen, als die Mutter ein weiteres Mal total traurig ist. Gemeinsam besprechen die Eltern also, dass die Mutter Hilfe annehmen sollten. Deswegen kümmern sie sich um einen Platz bei dem „Ritter“ (=Psychotherapeut). Jan darf zu einer Sitzung mitkommen, in welcher ihm die Krankheit als „Grummelgrame“ (Monster) dargestellt wird. Sie sitzen in ihrem Kopf sowie draußen und reden schlecht auf sie ein. Diese sorgen also dafür, dass Jans Mutter diese Verhaltensweisen zeigt. Die Therapie wird damit angesetzt, dass die Grummelgrame gemeinsam weggezaubert werden sollen, wodurch die Symptomatik gelindert werden kann.

Diagnose: Depression

Hauptsymptome:

  • gedrückte Stimmung
  • Verminderung von Antrieb und Aktivität
  • Fähigkeit zu Freude, Interesse und Konzentration sind vermindert
  • Ausgeprägte Müdigkeit und somatische Symptome
  • Schlaf ist meist gestört und der Appetit vermindert
  • Schuldgefühle/Gefühle von Wertlosigkeit

  • Leichte depressive Episode (F32.0) > min. zwei oder drei Symptome
  • Mittelgradige depressive Episode (F32.1) > vier oder mehr Symptome
  • Schwere depressive Episode ohne Psychose (F32.2) > mehrere Symptome inkl. Suizidgedanken und -handlungen

Bewertung:

  • Zeigt die Krankheit Depressionen realistisch und kindgerecht
  • Nicht nur für Kinder gut —> auch für betroffenes Elternteil
  • Ermöglicht offenes reden über die Krankheit —> Klarheit
  • „Grummelgrame“ geben der Krankheit ein Gesicht (auch die verwendeten Bilder fördern das Verständnis)
  • Aufgaben eines Psychotherapeuten werden gut erklärt
  • Nachwort einer Therapeutin gibt wertvolle Hinweise zur Krankheit und wie man mit Angehörigen Kindern umgehen kann

4,5 von 5 Sternen

Dani und die Dosenmonster - Ein Kinderbuch von Paula Kuitunen, das Alkoholprobleme erklärt

Beschreibung:

Danis Papa wird arbeitslos, weshalb seine Mama nun das Geld verdient und deshalb häufig nicht zuhause ist. Dani fand die Arbeitslosigkeit seines Vaters schön, da sie die Nachmittage miteinander verbringen konnten. Doch einige Zeit später schlief Papa nur noch und kümmerte sich nicht mehr um Dani. Er trifft sich häufiger mit dem Nachbarn, der Alkoholiker ist. Dani findet daraufhin Dosenmonster, welche sich von Tag zu Tag vermehren. Als Dani die Nase voll hat, beschließt er, die Dosenmonster zu vernichten, wenn Papa schläft.

Während Dani auf eine Klassenfahrt fährt, hofft er, dass Papa nun wieder normal wird. Doch die Dosenmonster sind zurück und zu ihnen haben sich auch noch Weinflaschen gesellt. Als Dani das sieht, rennt er zu seiner Tante, welche ihm dann hilft und mit Dani gegen die Dosenmonster kämpfen möchte. Danis Tante bleibt bei Dani und Papa zuhause, bis Mama wieder nach Hause kommt.

Als Mama schließlich zuhause ist, reden alle Familienmitglieder darüber, dass Papa in eine Klinik geht, um seine Dosenmonster und somit auch das Alkoholproblem bewältigen zu können. Nach einiger Zeit des Klinikaufenthalts kommt Papa wieder gesund zu Dani und Mama zurück. Ihm geht es viel besser und die Dosenmonster konnte er auch loswerden. Er beschließt, sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen und redet zum Schluss mit Dani und Mama über Präventionen eines Rückfalls.

Diagnose: Sucht – Alkoholabhängigkeit

  • Starker Wunsch oder Zwang, eine Substanz (Alkohol) zu konsumieren
  • Kontrollverlust: Keine Kontrolle wann und wie viel man trinkt
  • Abstinenzverlust: Suchtkranker kann nicht auf Substanz verzichten
  • Toleranzbildung: immer größere Menge der Droge, um gleichen Effekt zu erzielen
  • Entzugserscheinungen: Symptome wie Schlafstörungen, Zittern, Aggressivität usw.
  • Rückzug aus dem Sozialleben: Interesse an anderen Beschäftigungen geht verloren

Bewertung:

Insgesamt ist das Buch sehr gelungen.
Leider werden Entzugserscheinungen und der Klinikaufenthalt des Vaters kaum erläutert. Hier wäre es schön gewesen, wenn Dani (als Repräsentative des Lesers) in diese Prozesse miteinbezogen gewesen wäre.

4 von 5 Sternen

Mein Großer Bruder Matti - Ein Kinderbuch von Anja Freudiger, das ADHS erklärt

Beschreibung:

Julius hat schon bemerkt, dass sein großer Bruder Matti etwas anders tickt. Er bewundert ihn, weil er so tolle Ideen hat, aber leider wird Matti schnell sauer, wenn es mal nicht so läuft, wie er möchte. Julius bemerkt, dass bei Matti alles (die Wut, das Traurigsein, aber auch die Freude) stärker ist als bei ihm. In der Schule gibt es ständig Ärger, weil Matti nicht aufpasst. „Mein großer Bruder Matti“ erklärt das Phänomen ADHS auf kindgerechte Weise. Dabei zeigt es auch die liebeswerten Seiten, eines Jungen, der mit Fantasie und Mut nicht nur seinen kleinen Bruder beeindruckt. Dieses Buch hilft betroffenen Kindern, ihren Geschwistern, Eltern, Lehrerinnen und allen anderen, die im Leben eines ADHS-Kindes eine Rolle spielen, Hintergründe und Folgen dieser Störung besser zu verstehen. 

Diagnose: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)

Eine Diagnose wird nach dem ICD gestellt, dort spricht man von einer Störung der Aktivität und der Aufmerksamkeit.

Es liegen meist eine Hyperaktivität, eine Impulsivität und eine Störung der Aufmerksamkeit vor. Das Kind hat oft Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spiel aufrechtzuerhalten. Das führt dazu, dass Anweisungen nicht durchgehalten und Aufgaben nicht zu Ende geführt werden können. Und auch die Organisation von Aufgaben fällt betroffenen schwer. Außerdem scheint es oftmals nicht zuzuhören. Wenn andere das betroffene Kind ansprechen.

Bewertung:

Das Buch kennzeichnet sich durch eine Liebevolle Illustration und eine Bildhafte Veranschaulichung aus. Sprachlich ist das Buch sehr verständlich. Dies führt dazu, dass das Buch etwas für die ganze Familie ist.

Die Problematik von ADHS wird aus der Sicht des Betroffenen, aber auch aus der Sicht der Bezugspersonen gut vermittelt. Die Emotionen, die in Matti vorgehen, und aber auch die Bewältigung dieser, durch Mattis Bruder und seine Mutter werden genau dargestellt.

Außerdem wird auf die Kernsymptome der Erkrankung eingegangen.

5 von 5 Sternen